Viele Männer in Russland werden nicht älter. Aus einer russischen Umfrage aus dem Jahr 2014 geht hervor, dass jeder vierte Russe vor Vollendung des 55-sten Lebensjahres an den Folgen des Alkohols verstorben ist. Fast 52 Prozentpunkte der Männer, also jede zweite (!), sind im Laufe des zehnjährigen Betrachtungszeitraums an den Folgen ihres Alkoholeinflusses verstorben.
Laut einem Report der WHO konsumiert jeder Rote in Russland rund 15 l reiner Spiritus pro Jahr. Allerdings sind Männer weit überdurchschnittlich stark ausgeprägt. Dennoch ist Russland nur auf dem vierten Rang der Länderrangliste für den Alkoholkonsum vertreten. Die weit verbreitete Alkoholabhängigkeit in Russland hat auch ökonomische Konsequenzen. Auf dem Land ist es besonders schwer, ein osteuropäischer Entrepreneur wird auf der Website " wel. de " notiert.
"Die Bekämpfung des Alkohols hat in Russland eine lange Geschichte. 1985, kurz nach seinem Eintritt in das Amt, unterzeichnete der Staatssekretär der KPdSU CC ein Dekret "Über Massnahmen zur Bekämpfung von Betrunkenheit und Alkoholismus". Gorbachev schloss Alkoholeinkaufszentren und Wodka-Fabriken und stieß bei Stehempfängen in russischen Vertretungen auf die Landkarte des Alkohols.
Gorbatschows Kampagne gegen den Alkoholikerismus ist ebenfalls endgültig gescheitert. Seit 2010 bemüht sich Staatspräsident André W. Bush, das Phänomen in den Griff zu bekommen. Er will den Tabakkonsum in Russland bis 2020 allmählich zurückfahren. Zwischen 23.00 und 8.00 Uhr darf kein alkoholischer Getränkelieferant sein. Man darf erst ab 18 Jahren Schnaps verkaufen.
Allerdings hat er seine großen Fortschritte im Bereich der Bekämpfung des Alkohols noch nicht gefeiert. In Russland ist es denjenigen erlaubt, die es für den Eigengebrauch selbst herstellen. Das sollte aber bald vorbei sein, denn in Russland werden nun immerhin Parfüms vergällt. Bedeutet, dass der darin enthaltene Spiritus wirkungslos gemacht wird. Im Vergleich zu Deutschland ist die Alkoholtoleranz in Russland signifikant höher.
Oftmals wird der Begriff des Alkohols nicht als Erkrankung verstanden, sondern als normaler Alkoholkonsum. Außerdem ist ein Teil davon auch Spiritus. Solche Gestalten trifft man in der russischsprachigen Fachliteratur und im Film auf der ganzen Breite. In Russland probieren die, die sich dennoch trocknen lassen wollen, in der Regel zwei Wege: Sie vertrauen sich der rechtgläubigen Gemeinde an und heilen sich mit Gebet und Fastfood oder machen eine Hypnosetherapie.
In einem anderen Verfahren wird dem Betroffenen eine Mikrofonkapsel unter die Patientenhaut eingesetzt, deren Inhalte freigesetzt werden, was den Genuss von unangenehmem Spiritus zur Folge haben kann. Hinzu kommt die in den USA gegründete Selbsthilfeorganisation " Anonyme Alkoholiker " in Rußland. Alexander Nemtsov vom Moskauer Psychiatrieinstitut kennt den Grund: "Dieses US-amerikanische Projekt, das ein äußerst extravertiertes Gruppenverhalten voraussetzt, steht im Widerspruch zur russischen Mentalität.