Ost Frauen Suchen

East Women Suche

Die Erich, Beno und Hans setzen ihre Suche nach der Frau ihrer Träume fort. Die 25 Jahre deutscher Einheit: Die vergessene Frau des Ostens - Politics

Vor zwei Jahren zog die Sozialwissenschaftlerin und deutsche Expertin Myra Marx Ferree in ihrem Werk "Varieties of feminism" eine Bestandsaufnahme der Gender-Politik in Deutschland. Daß (!) Frauen die Verliererinnen der Wende waren, mag im Kollektivgedächtnis noch unklar sein, aber die von Marx Ferree erstellten Werte sind ein viertel Jahrhundert später wieder atemberaubend: Obwohl Frauen in der DDR bis 1989 40 Prozent des familiären Einkommens erzielten - meist Vollzeitarbeit -, wurden zwei Jahre nach der Vereinigung 40 Prozent aller neuen Jobangebote in Ostdeutschland explizit für die männlichen, elf für Frauen und nicht einmal die halbe geschlechtsneutralisiert.

Obgleich die Ostfrauen in den traditionellen männlichen Berufen viel öfter präsent waren, fielen ihre Anteile schnell auf das, was der West für üblich erachtete. Besonders betroffen waren ältere Menschen: Bereits im Maerz 1991 hatte sich die Anzahl der 50- bis 60-jaehrigen Frauen auf dem Markt halbiert, 30 Prozentpunkte der restlichen Haelfte waren unfrei.

Die" Arbeitslosenwelle ", die die Wirtschafts- und Waehrungsunion Deutschlands ueber den Ostteil geschickt hat, und der Rueckgang von 40 Prozentpunkten aller frueheren Arbeitsplaetze seien fuer Maenner und Frauen ein traumatisches Erlebnis gewesen. Marx Ferree meint jedoch, dass dies für die Frauen eine der wichtigsten Strukturnachteile sei: "eklatante Diskriminierung".

Mit dem neuen Abtreibungsgesetz, das 1992 die Situation der Frauen im Abendland verbessert hat, wurden die Ostdeutsche Schwester noch mehr gedemütigt. Diejenigen, die 1989 für Frieden und Reife gekämpft hatten, erklärten die " Seelsorge ", die nun vor der Abtreibung verordnet wurde, zu Minderjährigen, die einer Unterweisung bedürfen. Daß die deutsch-deutschen Fragen der Frauen in der Erinnerung 25 Jahre später keine Bedeutung haben, mag nicht nur mit der Liturgie des Festtages zu tun haben, sondern auch damit, daß die Fragen der Frauen immer noch nicht als Fragen der Menschlichkeit betrachtet werden.

Vor allem die Frauen, die zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs des Kommunismus aktiv waren, hatten sie in diese Lage gebracht wie nie zuvor. Keiner wollte zum Staatsfeminismus der SED zurückkehren; ihre bedeutendste Interessensvertretung, die Independent Women's Association, stand nicht für neue Ausgaben der "Mütterpolitik" zur Verfügung, die die alte Rolle bei Institutionen wie dem monatlich stattfindenden Haushaltstag nicht mehr auflöst, sondern konkretisiert. Einige Jahre später verschwindet er auf der politischen Ebene und die Frauen der DDR haben offensichtlich zu viel damit zu tun, sich mit den neuen Bedingungen zu befassen, um zu demonstrieren.

Seitdem haben viele Frauen - und zwar sowohl Frauen als auch Männern - mit anderen Rollen und Erlebnissen als die der westlichen Normen ein politisches Mitspracherecht in den Debatten über die "Vereinbarkeit" von Arbeit und Familienleben, über Krippenpflege und vermeintlich naturgegebene Geschlechterordnung, die sie vielleicht mehr als alle Forschungen zu diesem Themenkomplex erschütterten. Doch das Alltagsleben von vielen tausend Menschen in Ostdeutschland gibt schon jetzt überzeugende Lösungen.

Auch wenn man nur versteht, dass die seit 1989 im Orient wirkenden Kräfte des Marktes nicht völlig verblendet sein konnten.