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Köln: Wenn Karneval, Bützje und Flirten zum Sexualtrieb werden - Justiz
Ich habe diese Linien eines Kölner Faschingsklassikers schon mit 4 Jahren am Rand eines Karnevalszuges in meiner Geburtsstadt Köln laut gesungen. Zur Karnevalszeit, so erfuhr ich später, aber das gehörte ja zu ihr. Und bis heute fahr ich nach Köln, wenn es wieder auf der Straße aufbricht. Der Frauenkarneval, der erste offizielle Karnevalsfest in Köln, steht traditionell im Zeichen der Machtübernahme für einen Tag und des Austauschs traditioneller Rollen.
Es ist eine alte Geschichte, nicht wahr? Wir haben zwei Kölner Karnevalistinnen und einen Soziologen befragt. Paula ist 25 und sagt, dass sie gerne auf dem Rummel herumflirt. Ein harmloser Scherz wird zu einer unangenehmen Situation: "Bei vielen Jungs ist es so: Wenn man sie auf die Backe küssen will, dreht man ihnen rasch den Schädel, so dass sich beide Schamlippen kurz berühren", sagt sie: "Das ist unmöglich!
"Das ist es, was Sexualität ist", sagt Yvonne Niekrenz, Sozialwissenschaftlerin. Ihre Forschungsinteressen umfassen den Rheinkarneval. "Benjamin* ist 22 und mag Fasching, kommt jedes Jahr von seinem Studienplatz zurück, um zu feier. "Das Flirten und mehr ist für mich ein Teil davon", sagt er.
"Alle sind etwas entspannter beim Fasching. "Natürlich ist auf großen Messen wie dem Fasching, wo sich viele Menschen treffen und zusammen zelebrieren, unsere Schwelle geringer. Fasching heißt immer Vergiftung. "Wir verdrängen unsere Nöte weniger und leben sie lieber aus", sagt Yvonne Niekrenz.
"Schikanen und Belästigungen sind beim Fasching ebenso unhöflich und ungerecht wie an jedem anderen Tag des Jahrs. Aber wer sich des allgemeinen Rauschzustandes bewußt ist, kann vielleicht noch deutlicher seine Grenze aufzeigen", sagt Niekrenz. Aber Benjamin empfindet gerade solche Einschränkungen beim Jubeln als problematisch: "Wenn ich eine Dame mag, frage ich sie nicht um ihre Zustimmung, wenn ich zu ihr tanze", sagt er.
"Man muss die Begrenzungen des anderen akzeptieren. Bisweilen sind sie aber auch nicht immer unzweideutig. Verursacht gerade diese Haltung Mobbing? Paula's Erfahrung zeigt, dass es kaum möglich ist, jemandem zu sagen, dass er zu weit geht: "Allein bei meinem ersten Fasching in Köln hat mir jemand beim Tanz den Hintern gekniffen", sagt sie, "das habe ich anfangs nicht wirklich bemerkt und ich konnte nicht verstehen, woher es kam.
Dies sei ein bedeutender Fortschritt bei der Anerkennung des eigenen sexistischen Verhaltens, so Niekrenz. 2.