Der ehemalige luxemburgische Geheimdienstchef Marco Mille hat am kommenden Donnerstag zum ersten Mal selbst an die Oeffentlichkeit appelliert, sich ueber die gegen ihn erhobenen Vorwuerfe zu informieren. Das ursprünglich für den kommenden Freitag vorgesehene Verfahren musste vertagt werden, weil Jean-Claude Juncker, ehemaliger Staatssekretär und höchster Arbeitgeber Milles, der als Zeugin geladen worden war, unvorhersehbare Zeitprobleme hatte.
Vor allem Mille wird vorwirft, als Chef des Geheimdienstes zwischen 2007 und 2009 in bis zu sieben Faellen eine rechtswidrige Telefonueberwachung toleriert zu haben. Mille leugnet dies jedoch in einer Pressemitteilung, die am kommenden Donnerstag von seinem Rechtsanwalt Me Laurent Niedner herausgegeben wurde. Marco Mille wehrt sich in dem Brief gegen den Verdacht, einen rechtswidrigen Abhörangriff angeordnet oder toleriert zu haben: "Die fragliche Überwachungsmassnahme wurde vom damaligen Ministerpräsidenten gebilligt und wurde daher meiner Meinung nach durch die fundierte Akte des Gesprächsthemas mit dem damaligen Ministerpräsidenten Jean-Claude Juncker vom 31. Januar 2007 rechtlich untermauert".
Falsches Logbuch der Uhrenaufzeichnung? Damit verweist Marco Mille auf das Interview, das er am Donnerstag, den 13. Dezember, im Kabinett des Staatssekretärs im Geheimen mit einem als Armbanduhr verkleideten Tonbandgerät geführt hat, anscheinend zum Schutz seiner selbst - eine Handlung, für die er im übrigen nicht von der Judikative strafrechtlich geahndet wird, da die Tat bereits zu Beginn der Untersuchung gebührenpflichtig war.
Laut Marco Mille hatte diese Falschgeld von Beginn an die Untersuchungen "verunreinigt", und erst im Zuge der weiteren Kontrollen im Jahr 2013 wurde eine korrekte Aufzeichnung des geheim aufgenommenen Gespräches vorgenommen. Der Vorwurf gegen Marco Mille und seine beiden ehemaligen Angestellten würde sich daher auf ein gefälschtes Schriftstück stützen - vielleicht ein formaler Fehler, der den Fall nun vor dem Prozess aufheben könnte.
Nach der Ankündigung der Angelegenheit 2010 erhielt Marco Mille eine unbefristete Beurlaubung durch den öffentlichen Dienst und ist zurzeit als Security-Experte für Siemens tätig. Das Verfahren gegen die früheren Angestellten des Staatsgeheimdienstes Srel Marco Mille, André Kemmer und Frank Schneider muss vertagt werden, weil Jean-Claude Juncker, als Zeugin angeführt, unvorhersehbare Zeitprobleme hat.
Es ergeben sich viele Fragen über das innere Funktionieren von SREL und seine Tätigkeiten in den letzten 50 Jahren.