Wenn man die Fotos vom Händedruck von Singapur und Trümpfe mit warmen Worten über den "talentierten" Kim gegen seine erst neunmonatige UN-Rede über den "Raketenmann auf Selbstmordmission" richtet, rutscht man sich die Ohren. Das Spektakel von Singapur und vor allem der Weg dorthin wird in Teheran mit Aufmerksamkeit verfolgt worden sein.
Das ist also nicht zwangsläufig eine gute Nachricht für den Westen. Auch wenn wir uns natürlich zunächst über ein Übereinkommen mit dem Zweck der Entnuklearisierung erfreuen müssen. Trümpfe kümmern sich nicht um ihre eigenen Wertvorstellungen (Menschenrechte waren in Singapur kein Thema) und Vorschriften (Unvorhersehbarkeit und Regelverstöße sind seine Methode). Mit der offiziellen Garantie für die Sicherheit des Kim-Regimes wird auch das traditionelle amerikanische Bestreben, die freiheitliche Demokratie weltweit zu propagieren, verabschiedet.
Mit dem Gipfeltreffen in Singapur wird sich jedoch die Kapitalismuswirtschaft ausweiten. Dies mag der Hauptgrund dafür gewesen sein, dass die interne Vermarktung der nordamerikanischen Volkswirtschaft bisher immer wieder verlangsamt wurde. In dieser Schwerpunktsetzung - erst Kraft, dann Reichtum - wird sich Kim durch den großen Sieg Singapurs wiederfinden.
Gerade die Tatsache, dass es einen soliden, starken Staat als Garanten der Ordnung gibt, ist es, der die Erfolgsgeschichte der Ostasienstaaten für Prosperität von den Misserfolgen in Afrika und im Mittleren Orient abhebt. Es ist fraglich, ob auf lange Sicht offener Markt und Prosperität auch zu einer Gesellschaftsliberalisierung im Westen und zur Demokratisierung führt.
Wahrscheinlich hat dieser Zweifler Kim und seine herrschende Clique seit Jahren geleitet. Sein erstes Anliegen ist nämlich nicht der Reichtum für sein Volke, sondern die Erhaltung der herrschenden Ordnung seiner Zeit. Mit der amerikanischen Garantie kann Kims Courage gestärkt werden, sein Heimatland nach aussen wie nach Innen für die marktwirtschaftliche Ordnung zu öffnen, ohne dass er befürchtet, dass dadurch seine Familie umgestürzt wird.
Falls sich Kim durch Trump's Garantien genug auf seinem Stuhl geborgen fühlen sollte, könnte er nun dazu neigen, den seit Jahren von Peking erhaltenen Ratschlag umzusetzen: