Farbenfroh machen es die Urgötter! Vor über 350 Jahren inszenierte der Monteverdi-Schüler Francesco Cavalli diese Gottheiten in La Calisto. In David Aldens Produktion wird die Aussagekraft von Cavallis Filmmusik genutzt, um die Gottheiten des Stückes auf die Welt oder die Buehne zu bringen. Eine himmlische Freude, aber auch die traurige Erzählung einer Frau, die zu einem hilflosen Spielzeug der göttlichen Kräfte wird.
PrologueFate besticht die Natürlichkeit und Unendlichkeit, dass der schöne Kallisto (Kallisto) einen festen Platz in den Stars verdient. Der Jupiter und der Merkur kümmern sich um die Welt. Er betrachtet die Marionette Kalisto, die sich über den Trinkwassermangel beschwert und dafür verantwortlich macht.
Giove, verzaubert von der Anmut des Girls, bringt sofort die Wasservorräte zurück und macht das Angebot von Callisto unverwechselbar. Aber als Nachfolgerin der Gottheit Diana, einer Giovestochter, hat Kalisto ein Gelübde der Keuschheit abgegeben und lehnt daher die Forderungen von Giové ab. Merkurio empfiehlt Giove, die Form von Diana zu übernehmen und den ahnungslosen Kalisto zu verleiten.
Das Konzept funktioniert: Calisto hat nichts gegen einen Kuss von ihrer lieben Gottheit. Endimion (Endymion) vergöttert auch die Keuschheit Diana. Diana weigert sich auch zu enthüllen, dass sie insgeheim Ende der Welt ist. Diana und die Larven und die Begeisterung über die Küsschen, die sie und "Diana" gerade ausgetauscht haben, verwirren Diana verständlicherweise.
Als unverschämte Nutte beleidigt sie Calisto und weist sie zurück. Gemeinsam mit dem Forstgott Silvano (Sylvano) versucht er dann, den Hirtengott wieder aufzubauen, der unter seiner eitlen Vorliebe für Diana zu leiden hat. Endeimione sucht Dianas Verbundenheit und sieht sie in ihrer Form als den Vollmond. Wenn er einschläft, kann Diana ihrem Wunsch nicht mehr nachkommen.
Sofort begegnet sie Kalisto, die ihr hoffnungslos sagt, dass Diana zuerst so süß und dann so unverständlich eiskalt war. Als sie sich mit Mercurio in Dianas Form zeigt, findet sie sich bestärkt und arrangiert ein weiteres Date mit ihm. Verärgert entscheidet sich Giunone, sich an ihrer Konkurrentin Kalisto zu revanchieren.
Noch bevor Diana in Dianas Form zu seinem Treffen mit Kalisto verschwindet, trifft er ihn. Diana glaubt, dass Diana vor ihm steht, und spricht unbesorgt über die Küsschen der Gottheit vom Vorabend und betrügt damit Giovanni, dass Dianas Reinheit nicht ganz so weit weg ist.
Sie sind überzeugt, Diana mit ihrem Geliebten geschnappt zu haben, fangen ihn und drohen ihm mit dem Mord. Merkurio fordert Giove auf, sich da rauszuhalten und zu gehen. Endeimione muss daran denken, dass Diana ihn kalt im Regen stehen läßt und den Mut aufgibt. Zur verabredeten Uhrzeit erwartet Calisto "Diana".
Giunone taucht mit Wut auf und macht aus ihm einen Bären. Der Rivale sei in dieser Form für sie nicht mehr allzu attraktiv. Allerdings ist er fest dazu bestimmt, Kalisto zur Gottheit zu erziehen. Obwohl er den Fluch von Giunone nicht umkehren kann, verheißt er ihr, nachdem sie ihr irdisches Leben als Bären beendet hat, einen Ort unter den Sternenhimmel.
Doch die wirkliche Diana löst Endimion aus den Augen von Pane und Silvano, die sich in ihren Auffassungen über die vermeintlich so züchtige, aber in Wirklichkeit offenbar durchaus üppige Diana wiederfinden. Sie entscheidet, dass sie Endimiones Liebe in den Gebirgen, im unendlichen Dornröschenschlaf halten will.
Damit sie sich ein Bild von ihrem zukünftigen Ruhm machen kann, führt sie die ganze Herrlichkeit des Firmaments vor, wo sie eines Tages als Konstellation des Großen Bären erstrahlen wird. Aber es ist noch nicht so weit; Auf Wiedersehen, denn die beiden verabschieden sich. Kalisto muss als Bär zur Welt kommen.
La Calisto beinhaltet, wie so viele andere Werke des siebzehnten Jahrhunderts, diese fantastische Kombination aus Comic und seriösen Stücken. Doch unter der wundervollen mythischen Parodie in La Calisto versteckt dieses Varieté über Gott heiten, Menschen und Tieren, einen sehr bitteren Einblick in das Menschenleben und die Beziehung zwischen Menschen und Gott.
Den Göttern ist jede Funktion als Vorbilder abhanden gekommen, sie sind zutiefst gestürzt. Der verstörte, zerbrochene Stamm des Gottvaters beweist dies in gnadenloser Klarheit: Giunone wird immer wieder von ihm betrogen, und während ihm sein Sohne Mercurio fleissig beisteht, leiden seine Töchter Diana mit ihrer Mama und unter diesem bösen Beispiel. Er ist nichts weiter als ein Frauenheld, und nicht einmal ein guter.
Der Mensch geht zur Welt hinab, vermeintlich um der Umwelt neue Kraft zu verleihen; in Wirklichkeit aber sucht er nur nach neuen nixen. Er begegnet Kalisto, den er im wahrsten Sinne des Wortes zum "Star" macht. Ljubljana Lykaon hat gerade einen Kampf gegen die Gottheiten gewonnen und muss nun als Wolf durch die Waelder zogen.
Sie ist eine Nixe von der Gottheit Diana, aber sie ist etwas ganz Spezielles, sie ist anders als die anderen Nixen. Aber nur die Göttergöttin Diana kann sie wirklich lieb haben. Sehr sapphisch, lesbisch, wie er ist. Wie Giove seine Frau und alle anderen anlügt, um seinen Wünschen unbehelligt nachzugehen, so ist auch das Töchterchen Diana als so genannte Keuschheitsgöttin eine einzelne Lügen.
Sie hat einen starken Vater-Komplex; die Angelegenheiten ihres Vater und das daraus resultierende Leid ihrer Mütter machen es ihr nicht möglich, mit den Menschen zurechtzukommen. Aber sie muss diese Beziehung im Verborgenen bewahren, und sie kann sich auch nie wirklich ergeben, sondern muss immer jede Angelegenheit aufgeben, um ihren Rang als Keuschheitsgöttin zu wahren.
Ihr Bruder Mercurio lebt auch von der Lüge - sie ist sein tägliches Brot in seiner Eigenschaft als Botschafter seines Vater Gioves. So wie seine Nachkommen zerstörte er seine Frau immer wieder. Aber auch wenn sie nichts gegen die Intrigen ihres Mannes tun kann, kann sie zumindest seine Betthasen strafen, und so revanchiert sie sich an dem Bären.
Auch der Gott Pane hat kein Liebesglück; seine Auseinandersetzung mit und um seine verehrte Diana erinnert uns an den Streit zwischen Oberon und Titania in Ein Sommernachtstraum, so wie sich die Stimmungen der beiden Teile manchmal ähneln: Die Calisto ist ein Theaterstück über unerledigte Bindungen. Endeimione muss für alle Zeiten einschlafen und Diana als Spielzeug der Verliebtheit nutzen, und Calisto darf einen kleinen Einblick in ihre eigene Welt als Konstellation am Firmament haben.
Ihre letzte Pinzette mit Giove und Mercurio wirken sehr verbittert, beinahe dramatisch. Am Tag der Öffnung der Ballettwoche im neuen Proberaum kreist plötzlich alles um die Neuproduktion von La Calisto, die erst in sechs Monaten uraufgeführt wird.
Da sich das Inszenierungsteam um Direktor David Alden derzeit in München zur Aufnahme von L'incoronazione di Poppea aufhält, hat der Produktionsleiter zu einer konzeptionellen Diskussion für Callisto eingeladen. Auf der einen Seite der inhaltliche Aspekt des Stücks (zumindest in so wenig bekannten Opernwerken wie Cavallis La Calisto) und auf der anderen Seite das Produktionskonzept, die Vorstellungen des Direktors, das Bühnendesign und die Trachten - alles, was die Produktion plastikartig und erdenklich macht.
Vorfreude auf den Kalisto, der für seine farbenfrohe und vielfältige Darstellung von Barockopern bekannt ist. Begrüßung aller Beteiligten und kommt gleich zum Tagesthema: La Cavalli von Francesco Cavalli. In den 1970er Jahren inszenierte Herbert Wernicke in Brüssel Kalisto. Nur drei Auftritte in Deutschland: bei den schwedischen Festwochen, in Hannover und in Frankfurt.
Mit La Calisto stehen er und seine Kollaborateure vor einer besonderen Herausforderung: Da es für dieses Stück keine klassische Partitur gibt - Cavalli hat nur wenig Instrumentierung geschrieben - wurde die Operninszenierung immer in verschiedenen Versionen durchgeführt. Eine weitere Neuheit wartet auf das Publikum: Das Bayrische Staatskapelle hat eine barocke Streichergruppe ins Leben gerufen, die auf älteren oder gar eigens für La Calisto gebauten Musikinstrumenten auftritt.
Nach der Vorstellung der Helfer, Regisseure und Gaststudenten kommt er zu seiner eigenen Lesung von La Calisto: Für ihn geht es in dem Theaterstück um die zentrale Fragestellung der Beziehung zwischen Gott und Mensch - sind Menschen die Spielsachen der Gottheiten, oder die Götterspielzeuge der Menschen?
Danach ist der Direktor David Alden selbst an der Reihe, beginnend mit Hintergrundinfos über den Opernkomponisten und die Lage der Opern zu Cavallis Zeit. Cavallis Opern sind auch formell vom Wandel geprägt: Statt der bei seinem Lehrer Cavalli immer noch dominierenden Ausdrucksrezitative vermischt Cavalli die Rezitativen mit den Arien, die gerade in Mode kommen und für uns noch heute das Opern-Genre formen.
Die Inszenierung von La Calisto will David Alden als lustiges, aber auch politisch seriöses Theaterstück inszenieren. Dabei geht es um die "dunkle Seite" der Gottheiten und Menschen, aber - "im Volksmund gedacht" - auch um die Bedeutung des Gelds. Für ihn ist die Opernarbeit eine Form der "Sexkomödie" über Gottheiten und mythische Thematik.
Jetzt hat er die ganze Konzentration seines Publikums: Er berichtet von Calisto, der arktischen Lieblingsjägerin von Diana, die von Jupiter dazu verleitet wird, ihr Keuschheitsversprechen zu brechen. 2. Dann wird sie von Diana ausgetrieben und von Juno, Jupiters eifersüchtiger Frau, in einen Bären umgewandelt. Er verzaubert sein Publikum, er verbreitet die Leidenschaft für sein Motiv, die das Publikum befällt, und als er die Erzählung von Calisto vorträgt, überspringt ein Funken.
Selbstverständlich sagt er - wie sonst könnte er - eine ganz besondere Variante, seine Variante La Calisto. Kaum wahrnehmbar lernen die Hörer viel über die Idee, die hinter der Realisierung steht, seien es die Schläge auf die heutige Filmindustrie oder die Modeindustrie, die Dekorationen, die manchmal wie "die Hotellobby im Stile der siebziger Jahre in Miami Beach" wirken sollen, oder die (männlichen) Gottheiten, die als "wilde Tiermenschen" auf die Buehne kommen werden.
Von der konzeptionellen Diskussion ist ein erster Vorgeschmack auf das, was in naher Zukunft im Mittelpunkt stehen wird: die Premierenfeier von Francesco Cavallis La Calisto am 21. April 2005.