Zeit zum Flirten

Es ist Zeit zu flirten

Stiller Tot der Kokserei Das Flirten ist ein Weg, der die Hierarchie nicht bestätigen, sondern über sie hinausgeht. "Keiner hat die Absicht, das Flirten zu unterlassen. Sind die Flirte so harmlos wie vor der #MeToo-Debatte? Die Dozentin Barbara Nagel ist Dozentin an der Princeton University und arbeitet derzeit an einem kulturgeschichtlichen Schwerpunkt.

Barbara Nagel hat als Preisträgerin der American Academy in Berlin ihre Arbeiten in einem Fachvortrag vorgestellt. Natürlich beziehen sich die meisten Fragen des Publikums auf #MeToo "Das hat mich nicht überrascht", sagt sie, "Schließlich wollen viele jetzt wissen, wo die Grenze zwischen flirten und sexuellen Belästigungen liegt.

"Zur Klärung dieser Fragestellung und zur Bestimmung der kommunikativen Funktionen des Flirtens hat Nagel die deutsche Realismusliteratur untersucht, insbesondere jene Szenarien, die den Schrecken und die Unsicherheit von Männern in Flirt-Situationen aufzeigen. Die neurologische Auswirkung des Flirtens ist mit der von Hirnschäden zu vergleichen, die die Forscher herausfinden wollen.

Die aus Deutschland stammende und an der New York University in Germanistik promovierte Wissenschaftlerin hat für ihre Untersuchungen sowohl Theodor Storm, Gottfried Keller und Theodor Fontane als auch die spättheoretischen Überlegungen zum Thema des Flirtes von Georg Simmel, Walter Benjamin und Ernst Bloch vorgelesen. In einem Buchprojekt beschäftigt sich ein Abschnitt mit den Verfahren der passiven Aggressivität in der Korrespondenz zwischen Theodor Fontane und seiner Ehefrau Emilie.

lst er immer noch ein koketter Typ oder ist er schon ein Nachsteller? "Wenn es um das Flirten geht, ist die Machtverhältnisse unklar. Das ist die grösste Herausforderung", sagt Nagel. Jahrhunderts waren sie sozial benachteiligt, aber in flirtenden Situationen hatten sie die Gelegenheit, für einen Moment den Tisch zu wenden, den Mann zu ärgern und die Unsicherheit als Instrument der Macht zu nutzen.

"Nichts ist für die meisten Menschen erschreckender als der Autoritätsverlust", sagt Nagel. Das Flirten erzeugt eine grenzwertige Situation, in der keiner der Teilnehmer sicher weiß, welche Absichten der andere - oder auch Sie selbst - verfolgt. Kaum ist etwas klar, ist der Spaß schon vorbei: wenn er in Körperkontakt oder in geäußertes Desinteresse mündete.

Laut Nagel hatten sie die Macht, im neunzehnten Jh. solche lästigen Zustände auf die Höhe zu bringen. "Wo kann man denn sonst flirten, wenn nicht bei der Arbeit? Nein."