In einer Expertenbefragung befragt er die Fähigkeit und Chance zur freundschaftlichen Beziehung in der modernen Zeit. Ein Soziologe, ein Linguist und ein Analytiker betrachten das Freundschaftsphänomen aus ganz unterschiedlichen Perspektiven, dem in letzter Zeit ein zunehmendes wissenschaftliches Engagement zugeschrieben wird.
Harvard-Professor Nicholas A. Christakis, einer der 100 wichtigsten Geister der heutigen Zeit, geht so weit zu sagen, dass Freunde "das sind, was uns zu dem macht, was wir sind". Sind Freundschaften knapp, sind die Menschen vom sozialen Alltag ausgeschlossen. Wo bleibt die freundschaftliche Beziehung zwischen Menschen, mit denen sich die Gemeinschaft distanziert?
Aber nicht nur Menschen in der außergewöhnlichen Situation eines Gefängnisses haben es nicht leicht mit der Zeit. Viele Menschen kommen in die Praxen des Universitätslehrers und Psychoanalytikers Prof. Dr. Andreas Hamburger, die mit Beziehungs-Problemen in der Mitte der Gemeinschaft zu tun haben. Die meisten seiner Kunden reden mit ihm über Schwierigkeiten, die sie einem Bekannten nicht erzählen können, weil sie letztendlich zweifeln, ob sie echte Freunde sind.
Der Psychoanalytiker hat die Erfahrung gemacht, dass Freundschaften heute für eine steigende Anzahl von Menschen rar sind. Die an der Universität Landshut lehrende Sozialwissenschaftlerin Dr. Ursula Nötzold, die sich seit Jahren mit dem Phänomen der freundschaftlichen Beziehungen beschäftigt, bekräftigt ebenfalls die Behauptung, dass ein mögliches Fehlen von Freundschaften heute meist nicht auf einem Fehlen von Beziehungen beruht.
Indem er in eine völlig neue Umgebung zog, verlor er die alten Freunde aus den Augen und fand es schwierig, neue zu gewinnen. Auch wenn der Arzt auf dem Land populär ist und viele Beziehungen hat, ist es ihm nicht geglückt, die Kluft zu schliessen, die durch den Tod von zwei verstorbenen Freunden durch neue Bekanntschaften entstanden ist.
Praktische Übungen, Besuche zu Hause, Büroarbeiten, oft sind dies sehr prägnante Motive, die die Entstehung einer neuen Beziehung erschweren können. René Vogesang ist wie viele Menschen in der Lebensmittelindustrie, die in der "Rush Hour of Life" zwar beruflich Erfolg haben, aber wenig Zeit und Energie für andere Dinge als für ihre Arbeit und Familien haben.
Forschende haben festgestellt, dass die Familienangehörigen freundlich miteinander umgehen, was vor allem bei Patchwork-Familien zu sehen ist. Freundliche Kontakte wirken dort meist besser als das Vorbild. Dies untermauert auch die Thesen von Ursula Nötzold, dass sich in der individualisierten Welt die Beziehung immer mehr zur geeignetsten Form der Beziehung entwickelt.
Mittlerweile begegnet er regelmässig Kolleginnen und Kollegen des Stadtteils. Aus einem Bündnis der Bequemlichkeit sind mittlerweile befreundete Partnerschaften geworden. Auch der Soziologe Nötzold betrachtet das Thema Freundlichkeit als die geeignete Form der Beziehung für die Gegenwart, weil sie dem individuellen Lebensgeist entspreche. Freundschaften sind freiwillig. Dies ist Teil des Hintergrundes dessen, was Medienforscher den "Kult des besten Freundes" nannten.
Untersuchungen zum Benehmen von 12- bis 16-jährigen Frauen an der Uni München belegen einen klaren Tendenz, sich und seinen besten Freund immer deutlicher durch Film, Foto und Kommentar im Internet zu präsentieren. Auf diese Weise wird der Freundeskreis dargestellt und bekräftigt. Das, was für Frauen in der Vergangenheit zwischen Kinder- und Jugendzeit gemeinsam war, eine starke Verbundenheit mit ihrem besten Freund, hat sich mit dem Einzug von Mobiltelefonen und florierenden Social Networks zu einem wahren Kultbetrieb weiterentwickelt.
In der Öffentlichkeit ist das Thema Freundlichkeit Teil der öffentlichen Wahrnehmung geworden. Linguist Martin Voigt forscht im Zuge seiner Dissertation an diesem Kult der Kameradschaft. Seine Faszination liegt in der Fragestellung, was mit den seit Bestehen sozialer Netze bestehenden Beziehungen geschieht. Verändert sich etwas in der Natur der Beziehung, wenn sie stets im Mittelpunkt steht? Sie sind die besten Freunde.
Sie sind mit 13 Jahren in dem Moment, in dem viele am Kulturkreis des besten Freundes teilhaben. Allerdings führt sie mit Anna eine freundschaftliche Beziehung, in der das Internet keine große Bedeutung hat, da Anna nicht an Facebooks teilnimmt. Beim Zusammentreffen machen sie gelegentlich Bilder, die sie dann an Freunde schicken.
So gibt es sie noch, die Bekanntschaft nach altem Muster. Aber auch die im Internet inszenierten Begegnungen sind für die Mädels wirklich wahr, sagt Martin Voigt. Für sie ist die Welt der virtuellen Bekanntschaft so lebendig wie der Besuch im Seminar.