Anscheinend mit Erfolg: Im vergangenen Jahr belegte Lovoo den siebten Rang unter den meistverkauften iPhone Apps im App Store. Den Vorwürfen der "c't" liegt ein sehr umfangreiches Datenpaket zugrunde, das den Redakteuren zugestellt wurde und mehr als 50 Giga-Byte groß sein soll. Neben den Source-Codes für verschiedene Produkte gehören auch vermeintliche E-Mails aus dem Lovoo-Management zu den Inhalten.
Der Lovoo-Anwalt seinerseits leugnet die Authentizität der Angaben. Damit man immer mit neuen, koketten und vor allem gut aussehenden Elementen versorgt ist, hat Lovoo einen einfachen Trick angewandt: Ein Progamm hat automatisch neue Profillinien erstellt. Anscheinend werden sie nur dazu verwendet, den Flirt-Pool zu erweitern - und die User in ein Premium-Abonnement zu lockn.
Männer ohne Premium-Account werden benachrichtigt, dass jemand ihr eigenes Benutzerprofil aufgerufen hat - aber das Bild ist verschwommen. Mehr noch: Demnach zeigt die durchgesickerte E-Mail, dass Lovoo nicht nur die Betrügereien nach aussen verborgen hat, sondern auch die eigenen Angestellten betrogen hat. Offensichtlich wurden die Tracks auch an anderer Stellen verwischt: Die "c't" fand im Quelltext eine Filtermöglichkeit namens "Save the hometown".
Dabei stellte sie sicher, dass im Radius von 30 km um Dresden, dem Sitz der Lovoo Gesellschaft, keine Manipulationen an Stimmen und Profilbesuchen auftraten, so dass die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens nicht misstrauisch wurden. Wie sehr Lovoo jedoch von gefälschten Profilen abhängt, wurde bereits im Okt. 2013 demonstriert: Aus produktionstechnischen GrÃ?nden wurden die Bot-Erstellung und gefälschte Bewertungen fÃ?r zwei Kalenderwochen ausgesetzt.
Die Lovoo-Macher haben mit den vorrangig behandelten News viel verdient: "Die sinnlosen Bemühungen der angezogenen Nutzer, allein über den Top-Chat zu gefälschten Profilen zu gelangen, sollen Lovoo damals etwa 5.000 EUR pro Tag in die Tresorerie gespuckt haben", so das Fachmagazin weiter. Das " c't " konfrontierte das Unternehemen mit den Behauptungen und seiner eigenen Recherche, aber Lovoo kommentierte die Dokumente nicht.
Eine beauftragte Anwältin erklärte nur, dass Lovoo "den Berichtsinhalt kannte" aus den gestellte Fragestellungen, dass dies aber keine Basis habe. Merkwürdig: Kurz nach der Anforderung wurden mehrere bisher als gefälschte Konten freigelegte Profiles auf Lovoo entfernt. Lovoo hat inzwischen auf die Anschuldigungen reagiert: "Die Anschuldigungen gegen die Lovoo-App in der aktuellen c't-Ausgabe basieren auf fragwürdigen Unterlagen und Informationen, die der Zeitschrift in anonymer Form übermittelt wurden und deren Glaubwürdigkeit die Autorinnen und Autoren selbst in ihrem Bericht zweifeln.
Lovoo lehnt die im Beitrag erwähnten Anschuldigungen ab", heisst es in einer Presseerklärung. Außerdem: "Die Textstellen aus den in dem Beitrag enthaltenen Zitaten über unsere Anti-Spam-Initiativen wurden von den Urhebern missverstanden und nachlässig in einen anderen Kontext gestellt".